Historie
85 Jahre Spielmannszug (SZ) der Bugenhagenschule, da werden besonders einige ältere Leser sagen, das kann doch nicht angehen, der SZ ist doch viel älter und damit haben sie auch recht.
Es ist uns jedoch nicht genau bekannt, wann der SZ, damals unter dem Namen
"Trommler- und Pfeiffercorps der Friedrichsberger Schulen"
gegründet wurde. Dem Verfasser lag ein Artikel der Schleswiger Nachrichten von 1896 vor, in dem der Trommler- und Pfeiffercorps anlässlich eines Vogelschießens erwähnt wird. Ebenso liegen keine Erkenntnisse über Spieleinsätze vor, außer beim Vogelschießen, denn das gibt es in Friedrichsberg seit 1727.
Erst ab 1926/-27 konnte durch Gespräche mit ehemaligen Spielern, u.a. mit Otto Lietz und Heinz Schleth ein wenig Licht in die Geschichte des Zuges gebracht werden.
Dort, wo heute die Bugenhagenschule steht, wurde Anfang 1927 ein Taubstummenheim betrieben. Dieses wurde abgerissen und der Grundstein für die neue Schule gelegt.
Zu diesem Ereignis spielte der SZ dann zum ersten Mal unter neuen Namen.
"Schülercorps der Bugenhagenschule"
Man trat in kurzen Hosen und dunkler Jacke auf. An den Ärmeln waren so genannte Schwalbennester aufgenäht und als Kopfbedeckung gab es eine schuleigene Mütze.
Geübt wurde damals nach Aussagen auf den Koppeln hinter dem Friedrichsberger Sportplatz am Husumer Baum, der aber jetzt schon seit Jahrzehnten nicht mehr existiert. Später wurde zusätzlich, besonders in der kalten Jahreszeit, in der schuleigenen Turnhalle gespielt.
In diesen Jahren leitete Lehrer Voß, liebevoll von seinen Schülern "Vati Voß" genannt, den Zug, bis er zur Wehrmacht eingezogen wurde. Wie viele andere kam auch Lehrer Voß nicht mehr wieder nach Hause.
In der Zeit nach dem Krieg war Herr Kühl Rektor an der Schule und ausgesprochener Gegner eines Spielmannszuges. Er ließ verlauten, solange er die Leitung habe, würde es keinen SZ an der Schule geben. Er wurde 1956 pensioniert.
Es hatte sich allerdings im Friedrichsberg in Bezug auf einen SZ einiges getan. Ehemalige Schüler der Bugenhagenschule, elf an der Zahl, gründeten im Mai 1949 den Friedrichsberger SZ, Initiator war u.a. Karlheinz Hinrichsen.
Man übernahm die Instrumente von der Bugenhagenschule, die allerdings nicht mehr in Ordnung waren und bereits Ende 1949 zurückgegeben wurden. Die schuleigenen Schwalbennester und Mützen waren verschwunden, sie tauchten nie wieder auf.
1954 wurde über den Friedrichsberger SZ eine Jugendgruppe ins Leben gerufen. Zu dieser Zeit lag bereits eine schriftliche Genehmigung der Stadt Schleswig vor, dass die Turnhalle zu Übungszwecken dem SZ zur Verfügung steht.
1956, noch unter der Leitung von Rektor Kühl, kam es an der Schule zum Eklat. Das Vogelschießen der Bugenhagenschule hätte beinahe ohne musikalische Begleitung stattgefunden. Erst am Vorabend wurden die Spielleute des Friedrichsberger SZ benachrichtigt, sodass es gerade noch gut ging.
Aber es reichte. Nach einer internen Besprechung des Friedrichsberger SZ mit dem damaligen Vorsitzenden des Elternbeirates, Herrn Hartung, wurde dann über den Beirat die Schulleitung (noch Herr Kühl) gezwungen, wieder den Schülerspielmannszug aufzubauen.
Nach den Sommerferien war es dann so weit, nach 11 Jahren wurde der SZ der Bugenhagenschule wieder ins Leben gerufen. Die musikalische und technische Leitung lag in den Händen von Karlheinz Hinrichsen, die schulische in denen von Hans Georg Horstmann.
Am 20. Oktober 1956 trafen sich 45 interessierte Schüler in der Turnhalle. Von diesem Tag an wurde hart gearbeitet, drei mal üben in der Woche, um beim Vogelschießen 1957 die Musik stellen zu können.
Bis zu dem Zeitpunkt wurden in nur acht Monaten sechs Märsche eingepaukt – aus heutiger Sicht eine Meisterleistung.
Zum ersten öffentlichen Auftritt erhielt der SZ der Bugenhagenschule auch ein eigenes Wappen, das die Schüler auf ihr Hemd nähten. Das Wappen wurde in der Grundfarbe Blau gehalten. Aufgetreten wurde in weißem Hemd und dunkler Hose. In den Folgejahren wurde bei den meisten Auftritten gemischt gespielt. Aber man bestritt auch Spieltermine alleine.
Dann kamen die Jahre 1959-61, sie waren für beide Züge problematisch. Man musste sich gegenseitig aushelfen, um an manchen Tagen überhaupt spielfähig zu sein.
Im Jahr 1961 wurde der SZ dann endlich unter der Leitung des 1957 eingesetzten Rektors, Hans Werner Jürgensen, zur Arbeitsgemeinschaft (AG) Spielmannszug. Man war anerkannt und etabliert.
Die AG-SZ war somit also wieder zur festen Einrichtung geworden, so hieß es nun samstags in der Zeit von 10-12 Uhr: Antreten zum Üben. Mittwochabends konnte man freiwillig am Übungsabend des Friedrichsberger SZ teilnehmen. Dies wurde überwiegend angenommen.
Es gab ab diesem Jahr aber noch eine einschneidende Änderung – das 1. Mal in der Geschichte des Spielmannszuges wurden Mädchen zugelassen. Ein Mädchen der ersten Stunde war unter den 17 anderen Heinke Schlüter (verh. Clausen). Im weiteren Verlauf der Jahre bestand der SZ teilweise mehr aus Mädchen als aus Jungen.
1962 wechselte Herr Horstmann zur Pestalozzischule und Friedrich Wilhelm Lorentzen wurde damals gebeten, den SZ als schulischer Leiter zu übernehmen. Karl Heinz Hinrichsen blieb weiterhin in seiner Funktion tätig.
Nun war es zu dieser Zeit so, dass die Schüler, die die Schule nach Ende der 9. Klasse verließen, dem Friedrichsberger SZ beitraten und den Schüler-SZ verließen. Dadurch traten auch Differenzen zwischen den beiden Zügen auf, die immer größer und tiefer wurden, so dass man sich 1967 endgültig trennte. Seit diesem Jahr gibt es zwei eigenständige Spielmannszüge in Schleswig.
Durch die Trennung geriet der Schüler-SZ in den beiden folgenden Jahren in größere Schwierigkeiten, weil die älteren Spielleute ihn verließen. Aber mit den verbliebenen Schülern arbeitete Herr Lorentzen weiter in der AG. Hilfe erhielt er durch einige ehemalige Schüler, die nun zurückkamen um den Spielmannszug wieder auf die Beine zu verhelfen. Ab Anfang der 70er Jahre ging es bergauf. 1975 hatte der Spielmannszug über 70 Mitglieder. Spieltermine wurden mit 40 und mehr Spielleuten besucht. Nach der Trennung übte der Schulzug auch mittwochs in den Abendstunden.
Zunächst als Problem gesehen: Die musikalische Ausbildung. Herr Lorentzen spielte selbst kein Instrument. Die Ausbildung der Neueinsteiger übernahmen ältere Schüler und vor allen Dingen die Ehemaligen, die dem Zug nach der Schulzeit die Treue hielten. So konnten auch neue Märsche bzw. andere Musikstücke einstudiert werden.
1974 im Frühjahr wurde für den SZ endlich die lang ersehnte Uniform angeschafft – blaue Jacken und gelbe Krawatten. Und diese Ausgabe in Höhe von 7000,- DM war nur möglich, weil die Friedrichsberger Geschäftswelt und auch die Banken, Sparkassen und die Stadt Schleswig mit entsprechenden Spenden den Zug unterstützten. Dazu kamen noch die Friedrichsberger Schützengilde und die Friedrichsberger Beliebung. Einige der berufstätigen Spieler und einige Eltern bezahlten die Uniformjacken selbst. So konnten alle Aktiven eingekleidet werden. Vorher wurde nur in „weiß“ gespielt, also weiße Hemden und weiße Hosen, bzw. Röcke.
Da der SZ nun immer besser und auch bekannter wurde, folgte man Einladungen zu Musikfesten. Die Einsätze in den Jahren stiegen immer weiter.
Angefangen hatte der Zug mit 3 Terminen im Jahr, woraus später 20 und mehr Einsätze wurden.
Seit 1978 begleitet der SZ alle 3 Jahre die Friedrichsberger Schützengilde bis zum Königsschuss mit anschließendem „Großen Zapfenstreich“.
1981, nach fast zwanzigjähriger Tätigkeit, verließ Friedrich Wilhelm Lorentzen den SZ als schulischer Leiter. Er übergab ihn an Hans Vahlbruch, ebenfalls Lehrer an der Bugenhagenschule.
So änderte sich für den SZ 1983 wieder etwas. Auf Betreiben des 1982 eingeführten Rektors, Gunnar Motullo, wurde Anfang ’83 auf der Jahreshauptversammlung die erste Satzung des SZ verabschiedet. Gemäß der Satzung wurde ein Vorstand gewählt, bei dem Dieter Zeidler 1. und Uta Riewe 2. Vorsitzende/r wurden.
1984 wurde dann das neue Wappen des SZ von Alfred Haberland entworfen. Dieses Wappen, in der Grundfarbe „orange“, trägt der Zug seitdem an der Uniform und an den Hemden.
Von diesem Zeitpunkt an hatte Dieter Zeidler die Idee von einem reinen Schülerspielmannszug. Dies konnte zunächst auch verwirklicht werden. Man konnte im Durchschnitt mit über 30 Schülern auftreten. Ende des Jahres erhielt der Zug nun Käppies.
Im September 1984 fuhr der SZ nach Bremen zu einem internationalen Musikfest, ausgerichtet vom Spielmannszug BTS Neustadt. An diesem Fest waren 26 Musikgruppen beteiligt. Aber auch der SZ der Bugenhagenschule lud ein. 1985 wurde die 8. Landesmeisterschaft unter der Schirmherrschaft von Bürgermeister Heinz Bartheidel ausgerichtet. Mehr als 400 Spielleute trafen sich zu diesem Fest in Schleswig.
Ende der 80er Jahre musste wieder umgedacht werden. Ehemalige Mitglieder wurden reaktiviert und so spielten auch Berufstätige wieder im Schüler-SZ mit. Dies ist bis zum heutigen Tage so geblieben.
Ein weiteres besonderes Ereignis war die Fahrt mit dem Binnenminensuchboot „Freya“ der Bundesmarine im Juli 1990. Über den Löschzug 3 der Schleswiger Feuerwehr wurde der SZ nach Olpenitz eingeladen, um dort das Boot abzuholen und nach Schleswig zu begleiten. Bei der Einfahrt in den Schleswiger Hafen intonierte der SZ auf dem Vorderdeck das bekannte und beliebte Potpourri „Die Liebe der Matrosen“ unter dem Beifall der Schiffsbesatzung.
Auf der Jahreshauptversammlung 1992 wechselte der Vorstand. Dieter Zeidler verließ nach 9-jähriger Tätigkeit den SZ und Olaf Dahlmann wurde 1. Vorsitzender (vorher bereits 2. Vors.) und Birgit Möller (Spielervertreterin) wurde 2. Vorsitzende.
Schon 1991 wurden Verbindungen in die neuen Bundesländer aufgenommen, man hatte sich den SZ Frankfurt/Oder als Partner ausgesucht. Am 18. September 1992 ging es für den gesamten SZ zum ersten Mal Richtung Osten. Frankfurt wurde besucht. Lt. Auskunft einiger Vorstandsmitglieder war der dortige SZ ähnlich strukturiert wie der SZ der Bugenhagenschule. Die Firma Mercedes Benz, Busdorf (Uwe Sörensen), stellte drei Kleinbusse zur Verfügung, die von Mitgliedern gefahren wurden. Der Besuch war ein voller Erfolg und es wurde eine Freundschaft begründet, die über alle Höhen und Tiefen noch heute anhält. Man trifft sich mindestens einmal im Jahr. Und über den Frankfurter SZ sind dann weitere Verbindungen zu anderen Zügen aus Ostdeutschland entstanden. Auf der Rückfahrt hat der SZ dann in Berlin vor dem Brandenburger Tor gespielt. Dort war die größte Sandkiste Europas aufgebaut worden.
Gleich ein Jahr später waren die Frankfurter von der Friedrichsberger Schützengilde eingeladen worden. Beide Spielmannszüge spielten bei den Umzügen der Schützen gemischt.
Seit 1994 nimmt der SZ Bugenhagenschule am Rosenmontagsumzug in Düsseldorf teil. Das erste Jahr wurde noch in Uniform aufgetreten, dies erwies sich nicht von Vorteil, weil es sehr kalt war. In den weiteren Jahren kleideten wir uns dann karnevalistisch. In einigen Jahren war der SZ auch im Fernsehen zu bewundern.
Zum Ende des Jahres 1996 verließ Hans Vahlbruch die Schule und somit auch den Vorstand des SZ. Herr Motullo übernahm zunächst kommissarisch die schulische Leitung und wurde dann auf der nächsten Jahreshauptversammlung durch Wahl bestätigt.
Das Jahr 1997 war das Jahr der Fahrten. Es fing wie immer mit Düsseldorf an, im Juni waren wir dann in Beelitz zur 1200-Jahr-Feier vom SZ-Neuseddin eingeladen. Am Sonntag zum Abschlussumzug war es so heiß, dass die Schuhe beim Marschieren beinahe im aufgeweichten Teer stecken blieben. Im August ging es nach Teterow zu einem internationalen Musikfest anlässlich des 10-jährigen Bestehens der „Teterower Schalmeien“. Zuletzt ging es im Oktober wieder einmal nach Frankfurt zum Musikfest anlässlich der Messe „Hobby und Natur“.
1997 spielte der SZ in Schleswig zur Swinging City am Gallberg. Es war für die Swinging City das erste Mal, dass dort ein Spielmannszug auftrat. Ein Jahr später hatte der Zug seinen vorerst letzten Auftritt zu diesem Schleswiger Ereignis.
Als die Friedrichsberger Beliebung 1998 ihr Fest feierte, wurde vom SZ die neue Kopfbedeckung der Öffentlichkeit vorgestellt. Man hatte sich weiße amerikanische Tschakos über ein Musikhaus angeschafft. Dies soll nun die endgültige Uniform sein.
Ein herausragendes Ereignis war für den SZ die Einweihung des Gottorf Dammes. Bei trockenem Wetter stellten sich die drei Gilden, der Musikzug der 16er Husaren, der Friedrichsberger SZ und der SZ der Bugenhagenschule vor dem Schloss Gottorf auf. Es wurde abmarschiert und auf dem Gottorf Damm in zwei Marschblöcken nebeneinander Aufstellung genommen. Kaum stand der gesamte Umzug, als der Himmel seine Schleusen öffnete. Alle Teilnehmer waren innerhalb von Sekunden durchnässt. Auch die Festansprache durch Bürgermeister Klaus Nielski ging im Regen unter. Trotzdem setzte sich der Zug bis zum Dom fort, der Regen hörte ja auch irgendwann auf. Zu einem weiteren Termin am Nachmittag wurde dann in Fischerhemden gespielt.
Im Juni 2000 fuhr der SZ auf Einladung nach Kristianstad in Schweden und nahm dort an einem internationalen Musikfest teil. Es trafen sich dort Musikzüge aus der ganzen Welt, u. a. aus Singapur, Thailand, Litauen, Polen, Tschechien und Deutschland. Die Mitglieder und Betreuer, die die Fahrt mitgemacht hatten, waren so begeistert, dass alle bei einer weiteren Einladung wieder dort hin wollten. Die Einladung kam und man fuhr wieder nach Schweden. Diesmal wurden auch neue Bekanntschaften gemacht, u. a. mit Herrn Rimantas Varanauskas vom „Orchestra Vilnius“, der auch eine Beteiligung zum Jubiläumsfest in Schleswig zugesagt hatte. Die Anreise selbst war für einige Mitglieder nicht so anstrengend wie die erste. Man konnte die Brücke nutzen. Und da eine Brücke nicht wackelt, wurde auch niemand seekrank.